Rücken im Wind
 
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Sturmzeit

Auf den Hochebenen im Ösling weht immer Wind. Das stört den Einen und der Andere freut sich darüber, weil er davon profitiert.

In früheren Zeiten war der Wind eher ein Problem und lästig. Im Winter drückte er die kalte Luft in die Häuser. Deswegen bildeten sich die Siedlungen größtenteils in kleinen Senken. Das stetige Wehen und Blasen nahm die Erde von den Feldern mit und lies diese erst Kilometer weiter wieder los.

Ein lebender Schutzwall

Um sich vor dem Wind zu schützen wurden die Siedlungen auf den Hochebenen meistens in kleinen Senken gegründet. Doch die Felder mussten aktiv vor dem Wind geschützt werden.

Aus diesem Grund legten die Bauern Hecken zwischen den Feldern an. Damit sollte die Winderosion verhindert werden. Und tatsächlich bremst eine Hecke die Windgeschwindigkeit etwa um die Hälfte ab. Trotzdem lässt sie noch etwas Wind hindurch und verhindert damit die Entstehung schädlicher Verwirbelungen, wie sie zum Beispiel bei einer Mauer auftreten. Dies ist besonders bei sandigen oder besonders feinkörnigen und flachgründigen Böden wichtig.

 

Eine weitere Funktion übernimmt die Hecke, indem sie Lebensraum für viele Tiere und auch Pflanzen bietet.

Betrachtet man sich eine Hecke von der Seite, kann man verstehen warum sich hier so viele Tiere wohl fühlen: sie sieht aus wie ein „doppelter“ Waldrand, als hätte man den Wald einfach herausgeschnitten oder weggelassen. Vor und nach der eigentlichen Hecke bildet sich ein Krautsaum. Zwar kommen hier in den meisten Fällen nicht die inzwischen selten gewordenen, an Nährstoffmangel angepassten Arten vor, aber sie bieten dann Insekten und anderen Tieren Nahrung, wenn die angrenzenden Äcker abgeerntet sind oder Grünlandflächen gemäht oder abgeweidet wurden. Die Heckensträucher selbst bieten durch ihre Blüten und Früchte ebenfalls Nahrung. Außerdem bietet die Hecke Nist- und Schlafplätze, Sing- und Ansitzwarten, Überwinterungsquartiere, Deckung vor Wind und Regen und Rückzugsmöglichkeiten.

Eine weitere wichtige Funktion übernimmt die Hecke als Verbindungselement. Ähnlich wie die Straßen für den Menschen stellt sie einen Verbindungskorridor für Tiere zwischen verschiedenen Revieren oder Lebensräumen dar. Ohne Hecken schaffen es viele Tiere nicht, in eine neues oder anderes Revier zu gelangen. Dadurch können als Einzelgänger lebende Tiere schlimmstenfalls keinen Partner zur Paarung finden und sich nicht mehr vermehren.

Das Wort Hecke kommt vom althochdeutschen hegga, was so viel wie hegen, einhegen oder umzäunen bedeutet. Auch das französische haie beinhaltet den Wortstamm hag. Eine Hecke soll also Schutz bieten. Nicht nur für Tiere.
Eine Hecke verändert das Mikroklima und sorgt so in ihrer Umgebung für eine geringere Verdunstung und eine erhöhte Taubildung. Dadurch ist die Bodenfeuchtigkeit höher und auch die Bodentemperatur erhöht sich.

 

Über die gesamte Fläche betrachtet, hat dadurch eine Hecke eine ertragssteigernde Wirkung auf die angrenzenden, landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Werden Hecken hangparallel angepflanzt, dienen sich dem Schutz vor Wassererosion. Das oberflächlich ablaufende Wasser wird durch die Hecke gebremst und kann etwas besser in den Boden versickern. Die Wurzeln der Hecke stabilisieren den Boden und verhindern so, dass er vom Wasser abgetragen werden kann.

Hecken, die entlang von Straßen angepflanzt werden, dienen dem Immissionsschutz. Sie nehmen die Schadstoffe aus der Luft auf, wie ein Filter. Auch den Lärm, der von stark befahrenen Straßen ausgeht, können sie mindern.

Neben dem Schutz vor schädlichen oder störenden Einflüssen dienten Hecken jahrhundertelang als Begrenzung von Grundstücken.

Wurden diese lebenden Zäune geschnitten, wurde das Schnittgut als Brennmaterial weiter verwendet. Auch Blätter, Blüten und Früchte wurden als willkommene Abwechslung der Mahlzeiten angesehen oder zur Zubereitung von Tee genutzt.

Man darf auch nicht den ästhetischen Aspekt einer Hecke vergessen. Als Sichtschutz angepflanzt, verdecken sie so manche hässliche Fassade. Und eine durch Hecken gegliederte Landschaft ist doch wesentlich interessanter für das Auge, als endlose Felder mit Monokulturen.

 

Doch trotz aller Vorteile verschwinden seit den 1950er Jahren immer mehr Hecken aus der Öslinger Landschaft. Dies ist nicht allein auf die Flurbereinigung zurückzuführen. Auch die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft und der Einsatz immer größerer Maschinen tragen ihren Teil zum Rückgang der Hecken bei.

Windspiel

Fährt oder läuft man heute durch das Ösling fallen die großen Windräder auf, die sich im Wind drehen. Von den einen als „Spargel“ in der Landschaft beschimpft, werden sie von den anderen als Alternative zur herkömmlichen Stromerzeugung geschätzt.

Wie entsteht eigentlich der Wind, der die Windräder antreibt?

Die großen Windströme entstehen dadurch, dass es auf der Erde eine Tag- und Nachtseite gibt. Dadurch entstehen Temperatur- und Druckunterschiede, die die Luftmassen in Bewegung setzen.

Zudem erwärmt sich die Landmasse bei Sonneneinstrahlung schneller als die Ozeane. Es entstehen wieder Temperatur- und Druckunterschiede. Des Weiteren kommt hinzu, dass sich die Erde um ihre eigene Achse dreht, was zur Verwirbelung der Luftströme beiträgt. All diese Faktoren beeinflussen die Luftströme in den oberen Zonen der Atmosphäre.

 

In den unteren Zonen der Atmosphäre beeinflussen zusätzlich die verschiedenen Strukturen den Wind. Und wieder beeinflussen Land- und Wasserflächen die Entstehung von Wind. Zwar erwärmt sich das Land schneller als das Wasser, wenn die Sonne scheint. Bei Nacht kühlt es dagegen auch schneller ab. Je nachdem ändert sich dadurch die Windrichtung. Da es auf dem Wasser so gut wie keine Hindernisse gibt, kann der Wind viel Geschwindigkeit aufnehmen. Auf dem Land stellen sich dem Wind oft Hindernisse, wie Wald oder Bebauung in den Weg und bremsen ihn ab. Bestimmte Hindernisse, beispielsweise Bergformationen können auch an Land dazu führen, dass sich der Wind durch so genannte Düsen- oder Kapeffekte beschleunigt.

Auf den Hochebenen im Ösling gibt es nur wenige Hindernisse für den Wind, da es in der weiteren Umgebung keine höheren Gebirge gibt, die den Wind abbremsen könnten. Daher kann er so beständig und kräftig wehen.

Zurück zu den Windrädern. Die ersten Windräder entstanden vor über 1000 Jahren in Persien um Getreide zu mahlen. Die geflochtenen Matten waren an einer vertikalen Achse angeordnet und boten dem Wind einen Widerstand. Damit sich die Mühle drehen konnte, war ein Teil des Rotors vor dem Wind geschützt. Diese Mühle funktionierte jedoch nur, wenn der Wind von der richtigen Seite kam. Ansonsten stand die Mühle still und es musste an einem anderen Tag gemahlen werden.

Wahrscheinlich unabhängig davon entwickelte sich in Europa eine andere Windmühlentechnik: Windmühlen mit einer horizontalen Drehachse. Es gibt verschiedene Angaben, wo und wann genau diese ersten Mühlen gebaut wurden. Wahrscheinlich handelte es sich um so genannte Bockwindmühlen mit 4 Flügeln. Dabei war das Mühlenhaus auf einem hölzernen Bock gelagert, auf dem die Mühle in den Wind gedreht werden konnte.

Ein bis zwei Jahrhunderte nach Erfindung der Bockwindmühle baute man die ersten Turmwindmühlen. Da sich das Windrad auf einem steinernen Turm befand, konnte es nicht mehr der Windrichtung angepasst werden.

Aus der Bockwindmühle entwickelte sich im 16. Jahrhundert die Kappenwindmühle oder Holländermühle. Sie hatte den Vorteil, dass nur noch der obere Teil der Mühle (die Kappe) in die richtige Windrichtung gedreht werden musste. Diese Mühlenart wurde ständig verbessert zum Beispiel durch aerodynamisch geformte Flügel oder einem Seitenwindrad, mit dem das eigentliche Windrad automatisch in die richtie Windrichtung gedreht wurde.

 

Im 19. Jahrhundert begann der dänische Universitätsprofessor Poul La Cour damit, Windkraftanlagen zur Stromerzeugung zu entwickeln. Um den erzeugten Strom speichern zu können, erzeugt er mit diesem Wasserstoffgas durch Elektrolyse. Dieses Gas wurde für die Beleuchtung der Gaslampen auf dem Universitätsgelände verwendet. Obwohl La Cour wusste, dass die traditionelle Mühlenbauweise vom aerodynamischen Blickpunkt aus betrachtet nicht ideal war, ließ er Mühlenräder mit 4 Flügeln bauen. Da die Räder mit einer Windrichtungsnachführung ausgestattet waren und sehr zuverlässig funktionierten, wurden sie in relativ großer Stückzahl nachgebaut und waren zum Teil bis 1940 in Betrieb.

In den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts kam es zu einer großen Wirtschaftskrise und Rohstoffverknappung. Dadurch wurde das Interesse an der Stromgewinnung durch den Wind angeheizt. Die erste große Windkraftanlage wurde 1941 in Amerika gebaut. Der Ingenieur Coslett Palmer Putnam entwickelte die bis dahin größte je gebaute Windkraftanlage (Leistung: 1,25 Megawatt)., indem er das damalige Wissen über Aerodynamik und Maschinenbautechnik berücksichtigte. Die Anlage lief jedoch nur vier Jahre und wurde durch einen Rotorblattbruch außer Kraft gesetzt. Da nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Preise von Kohle und Erdöl stark gefallen waren, lohnte die Reparatur des Windrades nicht. Trotz der niedrigen Rohstoffpreise wurde in Europa weiterhin an der Entwicklung neuer Anlagen gearbeitet.

Der Schock der Energiekrise Anfang der 1970er Jahre lenkte wieder verstärkt den Blick auf die Energiegewinnung durch Windkraft. Dazu wurden noch größere Anlagen gebaut als dreißig Jahre zuvor. Windräder mit einem Durchmesser von 60 oder sogar 100 Metern wurden in Deutschland und Schweden getestet. Leider ohne Erfolg, so dass diese Anlagen inzwischen wieder abgebaut wurden.

In Dänemark wurde ein anderer Weg eingeschlagen. Hier setzte man auf mittelgroße Anlagen mit einem Durchmesser von 40 Metern. Das berühmteste Beispiel dafür ist die Tvind-Mühle, die durch die Zusammenarbeit von Schülern, Lehrern und Privatpersonen aus der Anti-Atom-Bewegung entstand.

Und ein weiterer Faktor begünstigte den Bau der Windräder in Dänemark. In Dänemark war es aus Tradition möglich den aus dem Wind gewonnenen Strom in das öffentliche Energienetz einzuspeisen. Diese günstigen Voraussetzungen führten zu einer stetigen Weiterentwicklung und Verbesserung der Anlagen.

 

Durch das Energierahmengesetz aus dem Jahr 1993 und dem Einspeisebeschluss aus dem Jahr 1994 wurde in Luxemburg die Grundlage für den Bau von Windkraftanlagen geschaffen. Schon kurz darauf ging die erste Anlage in Betrieb. Bis heute gibt es insgesamt 38 Windkraftanlagen, die in Luxemburg Strom erzeugen. Darunter auch der Windpark in der Gemeinde Heinerscheid, wo sich ab dem Jahr 1998 die ersten Windräder drehten.

Ausschlaggebend für den Bau der Windräder an dieser Stelle war eine Computersimulation, die sich auf Messungen, die über einen Zeitraum von 2 Jahren durchgeführt wurden, stützte. Demnach gilt Heinerscheid als die beste Windregion Luxemburgs mit Windgeschwindigkeiten von durchschnittlich über 5 m/s in einer Höhe von 30 Metern. Doch günstige Windbedingungen allein sind nicht ausreichend.

Damit eine Windkraftanlage in Luxemburg gebaut werden kann, durchläuft sie ein umfangreiches Genehmigungsverfahren. Gilt es doch den schädlichen oder störenden Einfluss der Windräder so gering wie möglich zu halten. Es wird eine Betriebsgenehmigung, eine Naturschutzgenehmigung, Baugenehmigung und schlussendlich eine Netzzusage vom lokalen Netzbetreiber (zum Beispiel SEO) benötigt. Zu guter Letzt muss ein Gutachten der Flughafenverwaltung eingeholt werden.